Erinnerungspolitik

Orte und Wege der Erinnerung




Stolperstein auf der Rückertststraße 12. Der 1911 in Dresden geborene Mosberg wurde 1940 zunächst ins Konzentrationslager Sachsenhausen, dann nach Dachau deportiert. Im März 1942 wurde er auf Schloss Hartheim in Österreich vergast.
Stolperstein auf der Rückertststraße 12. Der 1911 in Dresden geborene Mosberg wurde 1940 zunächst ins Konzentrationslager Sachsenhausen, dann nach Dachau deportiert. Im März 1942 wurde er auf Schloss Hartheim in Österreich vergast.

Während die Innenstadt durch die Luftangriffe von 1945 und die sozialistische Neugestaltung in der DDR-Zeit ihr Angesicht grundlegend veränderte, blieben im Dresdner Norden die Orte der Verfolgung vor Augen, wurden weiter oder neu genutzt.

 

Der Geschichte der als Juden verfolgten Menschen kam im antifaschistischen Gründungsmythos des ostdeutschen Staates zunächst keine Priorität zu. Dies änderte sich ab den 1980er-Jahren, als sich kirchliche und private Initiativen des Themas annahmen.

 

Heute erinnern Stolpersteine, Denkzeichen, Mahndepots und eine Gedenktafel am Neustädter Bahnhof an Schicksale der im Dresdner Norden als Juden Verfolgten. Aufsätze und Bücher über ihre Lebenswege sind inzwischen erschienen. Auch zu den Verantwortlichen der Verfolgung und den Tätern wird geforscht.

Judenverfolgung und Shoa sowie ihre Orte in der direkten Nachbarschaft in Erinnerung zu rufen, ist mehr als nur ein Teil der für die NS-Zeit noch an vielen Punkten zu ergänzenden Stadtteilgeschichten: Im Mittelpunkt stehen die Leben von Menschen, die verfolgt wurden, verfolgt haben oder zuschauten. Dies berührt die Frage nach den Werten und Formen des menschlichen Zusammenlebens, die bis heute nicht an Aktualität verloren hat.


Weg der Erinnerung

Am 13. November 1994 fand im Rahmen der Friedensdekade ‚Begegnung mit dem Judentum' eine Andacht in der Weinbergskirche statt. Ein anschließender ‚Weg der Erinnerung‘ führte auf das Gelände des ehemaligen ‚Judenlagers Hellerberg‘, wo Zeitzeugen zu Wort kamen und über die Geschichte der Verfolgung gesprochen wurde.

Am ehemaligen Standort des ‚Judenlagers Hellerberg' während des ‚Wegs der Erinnerung' im November 1994: Pfarrer Friedrich Köhl (o. l., mit Schiebermütze) hält ein auf dem Gelände gefundenes Schild mit der Aufschrift ‚Transportführer' in der Hand. Rechts neben ihm steht mit Mantel und Hut Albert Teichmann, der das Schild gefunden hatte. Er war bei der Heimatflak auf dem Heller dienstverpflichtet und berichtete von seinen Erlebnissen mit dem Lager.


Weiteres Wissenswertes zum Nachlesen und Anschauen

Weitere Schicksale von als Juden verfolgten Menschen im Dresdner Norden

Datenbank ‚Jüdische NS-Opfer in Dresden 1933–1945‘ des Arbeitskreises Gedenkbuch Dresden