Das Judenlager

Das ‚Lager Hellerberg‘ – Dresden ist fast ‚judenfrei'




Ab 1939/40 wurden in Dresden als Juden verfolgte Menschen in sogenannten ‚Judenhäusern‘ untergebracht. 32 solche Objekte waren für das Stadtgebiet ausgewiesen.

Die Einrichtung eines ‚Judenlagers'

Nach einer Vorbesprechung von Gestapo, NSDAP-Kreisleitung und Vertretern der Zeiss Ikon AG wurde an der damaligen Dr.-Todt-Straße im Herbst 1942 das ‚Judenlager Hellerberg‘ eingerichtet. Am 23. und 24. November wurden 279 Verfolgte aus den bisherigen Sammelunterkünften dorthin umgesiedelt. Die Stadt war damit mit Ausnahme von Menschen, die in ‚Mischehe‘ lebten oder über eine Sondergenehmigung verfügten, fast ‚judenfrei': Das Lager befand sich damals außerhalb der Stadtgrenze.

Victor Klemperer in seinem Tagebuch über die Einrichtung des ‚Judenlagers'.
Victor Klemperer in seinem Tagebuch über die Einrichtung des ‚Judenlagers'.

Bis zum 27. Februar 1943 leisteten die meisten Insassen Zwangsarbeit, unter anderem im Goehle-Werk. Dann wurde das Lager zum ‚Polizeihaftlager' erklärt und abgeriegelt. Bislang noch außerhalb des Lagers lebende Gemeindebedienstete wurden ebenfalls dorthin verbracht.

 

Das Lager wurde zum Sammellager, in das auch Verfolgte aus Chemnitz, Halle, Erfurt, Leipzig und Plauen überführt wurden. In der Nacht vom 2. zum 3. März wurden die Inhaftierten bis auf wenige Ausnahmen nach Auschwitz deportiert. Darunter befanden sich 293 Dresdner, von denen nur zehn den Holocaust überlebten.

Der im Nachbargrundstück wohnende Klaus-Dieter H. (*1935) erlebte als Kind die Auflösung des Lagers (Interview, 1998)
Der im Nachbargrundstück wohnende Klaus-Dieter H. (*1935) erlebte als Kind die Auflösung des Lagers (Interview, 1998)

Nach der Deportation diente das ‚Lager Kiesgrube' fortan als Entbindungsstation für Zwangsarbeiterinnen. Nachweislich starben mindestens 225 Babys und Kleinkinder an den unmenschlichen Bedingungen.


Die Familie Rosenberg

Auch James Gotthelf und Rosa Rosenberg waren von den Zwangsumzügen betroffen. Das Ehepaar lebte mit dem Sohn Hans auf der Weinbergstraße 53. Rosenberg besaß eine Hutfabrik auf der Ostra-Allee; seine Frau arbeitete als Schneiderin. Offensichtlich schon 1939 zog die Familie in das Haus Maxstraße 1, das 1940 offiziell als eines der Dresdner ‚Judenhäuser‘ ausgewiesen wurde.

 

Die Rosenbergs wurden schließlich ebenfalls in das ‚Judenlager Hellerberg' verlegt. Sie gehörten zu den Anfang März 1943 Deportierten und wurden in Auschwitz ermordet. Von ihren vier Kindern überlebte nur die Tochter Alice den Holocaust.


Weiteres Wissenswertes zum Nachlesen und Anschauen

 

Denkzeichen

‚Judenlager Hellerberg'

Ausführlich zur Geschichte des ‚Judenlagers Hellerberg'

Film ‚Zusammenlegung der letzten Juden in Dresden' (Ausschnitt)



Der DenkOrt heute