Entrechtung und Verfolgung

‚Machtübernahme‘ und ‚Gleichschaltung‘




‚Machtübernahme‘ und ‚Gleichschaltung‘ durch die Nationalsozialisten ab 1933 setzten zielgerichtet die bis dahin bestehenden politischen und demokratischen Grundrechte außer Kraft. Der auf Basis einer nationalistisch-völkischen Ideologie verfolgte Umbau von Staat und Gesellschaft zur ‚Volksgemeinschaft‘ veränderte auch das Zusammenleben in Dresden.

Das Dresdner Adressbuch listet für das Jahr 1938 sieben NSDAP-Ortsgruppen für den Dresdner Norden auf.
Das Dresdner Adressbuch listet für das Jahr 1938 sieben NSDAP-Ortsgruppen für den Dresdner Norden auf.

Pflanzung einer Eiche unterhalb der alten Weinbergskirche Mitte der 1930er-Jahre. Zu erkennen sind viele Männer in NSDAP- und SA-Uniformen, die mit Hakenkreuzfahne (l.) das Ereignis verfolgten. Die Rolle der Kirchgemeinde in der regimetreuen Glaubensbewegung ‚Deutsche Christen' (DC) ist bis heute weitgehend unbekannt. Pfarrer Johannes Riedel nahm eine führende Stellung innerhalb der Bewegung ein. Der im Juli 1939 eingestellte 2. Pfarrer Emil Hoffmann gehörte der NSDAP und den DC an. Auch zwei der drei Gemeindebeamten gehörten der NSDAP an, einer in der Funktion eines Politischen Leiters.

Neben den politischen Gegnern des Nationalsozialismus, Homosexuellen, Sinti und Roma, Zeugen Jehovas und Freimaurern sahen sich vor allem die in Dresden lebenden Menschen jüdischer Religion und Herkunft antisemitischer Bloßstellung, Zurücksetzung und Verfolgung ausgesetzt.


Kaufhaus ‚Hava – Haus der vielen Artikel‘

und die Familie Fanger/Auerbach

Exemplarisch für die Judenverfolgung im Dresdner Norden steht das Schicksal der Familie Fanger. Benjamin Fanger errichtete 1898 auf der Oschatzer Straße 15 das ‚Kaufhaus Fanger‘. Unterstützt wurde er bei der Geschäftsleitung von seinem Schwiegersohn Moritz Auerbach.

 

1933 wurde das Gebäude an Max Brecher und Max Rosenbaum vermietet, die dort das Kaufhaus ‚Hava – Haus der vielen Artikel‘ betrieben. Endgültig schließen musste das ‚Hava' im Jahr 1938.

Im Züge des antisemitischen ‚Boykotts‘ jüdischer Geschäfte positionierten sich am 1. April 1933 SA-Männer vor dem Kaufhaus und verhinderten so den Geschäftsbetrieb.
Im Züge des antisemitischen ‚Boykotts‘ jüdischer Geschäfte positionierten sich am 1. April 1933 SA-Männer vor dem Kaufhaus und verhinderten so den Geschäftsbetrieb.

Eine Zeit lang betrieb auch Selma Auerbach, geb. Fanger, noch eine Strumpfhandlung in dem markanten Gebäude, ehe den als Juden Verfolgten jegliche Grundlage zur Betreibung eigener Gewerbe entzogen, ihre Geschäfte geschlossen oder ‚arisiert‘ wurden.

Sie und ihr Mann Moritz Auerbach mussten 1941 zunächst ins ‚Judenhaus‘ auf der Bautzener Straße 20 umziehen und Zwangsarbeit leisten. 1942 kamen sie ins ‚Judenlager Hellerberg' und wurden 1943 in Auschwitz ermordet. Frieda Fanger, die Witwe Benjamin Fangers, starb im gleichen Jahr in Theresienstadt.


Weiteres Wissenswertes zum Nachlesen und Anschauen

Chronologie der

Judenverfolgung in Dresden

1933-1945

Denkzeichen

zum Kaufhaus Fanger